Die Geschichte Inningens

Vorgeschichtliche Spuren

Flusstäler, fruchtbarer Boden und Wildreichtum waren schon immer gute Voraussetzungen für die Besiedelung durch den Menschen. Es ist daher kaum verwunderlich, dass Oberflächenfunde aus der Mittel- und anschließenden Jungsteinzeit (ca. 3.000 Jahre v. Chr.) auf menschliche Spuren in der Gegend zwischen Göggingen und Bobingen hinweisen.

Die Anfänge Inningens

Das heutige Inningen gilt als alemannische Siedlung, die vermutlich 506 n. Chr. entstanden sein dürfte. Nicht nur Reihengräberfunde mit reichlichen Grabbeilagen in unserer Gegend verweisen an die Alemannen als unsere Vorfahren, sondern auch die Ortsnamen, die mit "ingen" enden. Die Endsilbe "ingen" bedeutet eine Zugehörigkeit zum Sippenoberhaupt. Inningen heißt daher so viel wie "Siedlung des Inno".

Der Verlauf des alemannischen Siedlungsweges lässt sich deutlich an den "Ingen-Orten" entlang der alten Römerstraße Augsburg - Kempten - Bregenz ablesen, an die heute noch ein am nördlichen Ortseingang stehender römischer Meilenstein erinnert.

Im Jahre 1071 wird "Inningen" erstmals im Schrifttum erwähnt, als Bischof Bruno von Augsburg (1006 - 1029) das Kanonikerstift St. Afra in Augsburg in ein Benediktinerkloster umwandelte und dieses mit dem Grundbesitz u.a. auch in Inningen ausstattete.

Inningen, das damals schon im Besitz des Hochstiftes Augsburg war, gehörte zu der von den Hohenstaufen eingerichteten "Strassvogtei", welche die Augsburger Bischöfe ab 1336 als Reichspfandschaft und ab 1628 als Reichslehen innehatten.

Im Laufe der Zeit wechselten Grund- und Lehensrechte häufig ihre Besitzer innerhalb Augsburger Geschlechter und Klöster. Schon in romanischer Zeit bestand in Inningen eine stattliche Kirche mit den Kirchenpatronen "St. Peter und Paul", die 1331 dem Reichsstift St. Ulrich und Afra inkorporiert wurde.

Auch von Zerstörungen und Brandschatzungen unseres Ortes berichten Urkunden. So wurden mehrere Güter in Inningen im Jahre 1372 durch Herzog Johann, der gegen die Reichsstadt Augsburg zog, zerstört. Knapp 100 Jahre später im Jahre 1462 wird wieder von Brandschatzungen im Rahmen eines Krieges berichtet.

Der Dreißigjährige Krieg hat in Inningen ebenfalls seine Spuren hinterlassen. Bei einem Durchmarsch schwedischer Regimenter durch das Wertachtal brannte Inningen am 31.10.1632 vollständig nieder. Aus dieser Zeit stammende Schlösser gehörten zu den verbliebenen Baudenkmalen in Inningen.

Der spanische Erbfolgekrieg 1705/1706 brachte wiederum schwere Belastungen für das Augsburger Umland mit sich. Diese Zeit war geprägt von Durchmärschen, Einquartierungen und Verpflegungsstellen für die eigenen bayerischen-französischen, sowie die gegnerischen österreichischen-englischen Truppen. Ähnliche Leiden in Form von feindlichen Besatzungen hatte Inningen auch während des 1. Koalitionskrieges durch die französischen Truppen im Jahre 1796 zu erdulden.

Im Jahre 1713 wurde die kunstgeschichtlich beachtenswerte Pfarrkirche erbaut. Der Turm geht mit seinem Unterbau auf romanische Zeit (10. bis 13. Jahrhundert) zurück. Eine detaillierte kunsthistorische Beschreibung der Pfarrkirche "St. Peter und Paul" finden Sie hier.

Gemeindeordnung bringt die Selbständigkeit

Einen bedeutenden neuen Abschnitt der Geschichte Inningens leitete der sogenannte "Reichsdeputationsbeschluss" im Jahre 1803 ein. Inningen fiel durch die Maßnahme der Säkularisation bei der Aufhebung des Hochstiftes Augsburg an die Bayern. In dieser Zeit der territorialen Veränderungen kam es zu Umbildungen des Verwaltungs- und Gerichtswesens. Städtische und geistliche Niedergerichte wurden 1804 aufgehoben und es entstanden Landgerichte als Gerichts- und Verwaltungsbehörden. Zuständig in Inningen wurde das Landgericht Göggingen.

Große Bedeutung für die bäuerliche Bevölkerung brachte das Jahr 1848, in dem alte Grundherrschaften (Leibeigenschaften) aufgehoben wurden.

Eine gemeindliche Selbständigkeit gab es jedoch erst im Jahre 1869 mit der Einführung der Gemeindeverordnung, die das Recht zur Selbstverwaltung aussprach und damit eine deutliche Verbesserung der rechtlichen Situation unserer Gemeinde brachte.

Von verheerenden kriegerischen Ereignissen blieb Inningen im 19. Jahrhundert zwar weitgehend verschont, hatte aber trotzdem Soldatenopfer im Napoleonfeldzug im Jahre 1812/1813 und im Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 zu beklagen.

Wachstum durch technische Erschließung

Die einsetzende Industrialisierung in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts brachte für Inningen nicht sofort radikale strukturelle Veränderungen. Die Bevölkerungszahl wuchs zwar von 1810 mit 468 Bewohnern bis 1910 auf 804 Bewohner an, bewahrte jedoch bis zu Beginn des II. Weltkrieges größtenteils seinen ländlichen Charakter.

Wachstumsimpulse gingen von der Erschließung Inningens durch die Eisenbahn im Jahre 1847 aus. Auch die 1911 begonnene Versorgung Inningens mit Licht- und Kraftstrom bedeuteten einen ungeheuren Fortschritt. Die Verkehrserschließung durch die Bahn und die Arbeitsmöglichkeiten im nahen Augsburg ließen immer mehr Pendler in Inningen sich ansiedeln.

Inningen und die beiden Weltkriege

Der I. Weltkrieg (1914 - 1918), der auch von den Inningern 33 junge Menschenleben forderte, setzte einer über 40 Jahre dauernden Friedensperiode ein jähes Ende und leitete lange Jahre wirtschaftlicher Not ein, die in den 30er Jahren in die "Scheinblüte" des Dritten Reiches mündete.

In dieser wirtschaftlich schwierigen Phase gründeten die Inninger nur drei Jahre nach der ersten Währungsreform im Jahre 1926 den Wasserbeschaffungsverband. Dieser Verband, eine echte dörfliche Pionierleistung, erfüllte bis vor wenige Jahre noch seine Aufgabe, bis Inningen an die Wasserversorgung der Stadt Augsburg angeschlossen wurde.

Im II. Weltkrieg (1939 - 1945) hatte Inningen neben den Opfern, die die gesamte Bevölkerung betraf, auch durch Fliegerangriffe Menschenopfer und schwere Gebäudeschäden zu beklagen. 60 junge Männer kehrten von den Schlachtfeldern nicht mehr zurück.

Zustrom aus dem Osten

Das Bild der fast ländlichen Gemeinde begann sich ab 1945 mit dem Zustrom von ca. 500 Personen durch die Massenvertreibung aus den Ostgebieten zu verändern. Im Jahre 1946 zählte Inningen 1.552 Einwohner.

Ein einsetzendes sog. Wirtschaftswunder, das Arbeitsplätze auch in unserem Ort und in Augsburg schaffte, zog immer mehr Menschen an, sodass die Bevölkerungszahl im Jahre 1967 in Inningen auf 2.766 angestiegen war.

Das "Bauernsterben" ging jedoch auch an Inningen nicht spurlos vorüber. Während der Ort in der Nachkriegszeit noch stark landwirtschaftlich geprägt war, verschwanden leider in den 60er und 70er Jahren immer mehr landwirtschaftliche Anwesen. So verlor das Ortsbild zunehmend seinen dörflichen Charakter. In der Nachkriegszeit bestand die frühere Hauptstraße (heute: Bobinger Straße) fast ausschließlich aus Bauernhöfen oder kleinen landwirtschaftlichen Anwesen. Das gleiche galt für den Bereich der Hinteren Gasse (später: Römerstraße, seit der Eingemeindung: Oktavianstraße) bis hinunter zur Hauptstraße (Bobinger Straße).

Das seit 1967 geführte Inninger Gemeindewappen erinnert mit seinen Symbolen an die von den Augsburger Bischöfen innegehabte "Strassvogtei", an den umfangreichen Grundbesitz des Reichsstiftes St. Ulrich und Afra sowie der Augsburger Familie Hangenor, und an die fruchtbare Lösslehmplatte der "Augsburger Hochterrasse", die reichlich Baumaterial für Siedlungen lieferte.

Die Beschreibung lautet: "Über drei, eins zu zwei gestellten und von Silber und Rot gespaltenen Backsteinen, gespalten von Rot und Silber, vorne ein goldenes Kleeblattkreuz, hinten der rote Großbuchstaben M".

Inningen heute

Im Pioniergeist der Nachkriegszeit entstanden Einfamilienhäuser und bereits in den 50er Jahren baute die damalige Wohnungsbauhilfe Göggingen in unserem Ort Mietwohnungsblöcke.

Die heutige Grundschule Inningen wurde im Jahre 1969 ihrer Bestimmung übergeben.

Eine besonders vorrangige Sozialeinrichtung ist der Inninger Theodor-Sachs-Kindergarten. Das rasante Bevölkerungswachstum in den Nachkriegsjahren ließ den Ruf nach einem Kindergarten immer lauter werden. Ein unter dem Vorsitz von Stadtrat Johann Marxreiter im Jahre 1966 ins Leben gerufene Kindergarten-Bauverein eröffnete bereits drei Jahre später in der alten Inninger Schule einen Kindergarten. Im Jahre 1978 konnte dank eines hochherzigen Mäzens, nämlich Theodoro Sachs, und dank vieler Inninger Idealisten ein vorbildlicher Kindergarten eingeweiht werden.

Nach der Eingemeindung im Jahre 1972 (bei einer Abstimmung sprachen sich 86 Prozent der Bürger dagegen aus) wurde die Infrastruktur im neuen Augsburger Stadtteil wesentlich verbessert. Es entstanden unter anderem die Sportanlage des FSV Inningen, Apotheke, Arztpraxen, Fuss- und Radwege mit Alleen zwischen Inningen - Haunstetten und Inningen - Bergheim, bessere Anbindungen an den öffentlichen Nahverkehr, sowie Erweiterungsflächen für den TSV Inningen.

Hinzu kamen die Ausweisung eines Gewerbegebietes am nördlichen Ortsrand, die Ausweisung eines Wohnbaugebietes im Süden, die Errichtung von Wohnungen im sozialen Wohnungsbau, die Südumgehungsstraße, der Anschluss an das Augsburger Trinkwassernetz, die Reaktivierung der alten Wasser- und Flutgräben im Inninger Auwald, und vieles mehr.

Trotz Eingemeindung zur Stadt Augsburg führt Inningen nach wie vor sein gesellschaftliches Eigenleben. Es wird getragen von seinen blühenden Vereinen, die teilweise schon Ende des vergangenen Jahrhunderts gegründet worden sind.

Die Geburtsstunde der Inninger Feuerwehr lag im Jahre 1873 und der Turn- und Sportverein wurde im Jahre 1898 gegründet. Weitere Vereine sind in diesem Jahrhundert entstanden, wie z.B. der Fußballsportverein, der aus dem TSV Inningen hervorgegangen ist.

Sie alle erfüllen neben ihrem eigentlichen Gründungszweck auch eine wichtige gesellschaftliche Rolle in Inningen und so mancher Neubürger hat in einem dieser Vereine seine Heimat gefunden.

Quellen:
- Festschrift zum 50-jährigen der SPD Inningen
- Festschrift zum 75-jährigen der Raiffeisenbank Inningen